Wasenweiler Ried bei Gottenheim
Informationen über das Wasenweiler Ried (Anmoor bzw. Niedermoor bei Gottenheim)
- Moorwanderung 2022 mit Peter Lutz
- Übersicht: Wasenweiler Ried © LUBW
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© Landesamt für Geologie, Rohstoffe, Bergbau
Paläoökologische Beiträge zur Rekonstruktion der holozänen Vegetations-, Moor- und Flussauenentwicklung im Oberrheintiefland

Quelle: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg. vorgelegt von Andreas Lechner, Freiburg im Breisgau, 2005
Zusammenfassung (eingekürzt auf Fokus Wasenweiler Ried
)
Im nördlichen und südlichen Oberrheintiefland wurden paläoökologische Untersuchungen in zwei Teilgebieten durchgeführt. Untersuchungsobjekte waren vermoorte Paläomäander nordwestlich von Karlsruhe und das Wasenweiler Ried zwischen Kaiserstuhl und Tuniberg. Ziele der Arbeit waren jeweils eine Rekonstruktion der nacheiszeitlichen Moorgenese unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der lokalen Vegetation sowie die Rekonstruktion der Vegetationsentwicklung auf den mineralischen Standorten außerhalb der Moore. Aus diesen beiden Schwerpunkten ließen sich wiederum neue Erkenntnisse zur Fluss- und Auenentwicklung bzw. zur holozänen Landschaftsgenese im Untersuchungsraum ableiten. Untersuchungsmethode war vor allem die 14C-gestützte Pollenanalyse, die insbesondere durch litho- und moorstratigraphische sowie ergänzende makrorestanalytische Untersuchungen flankiert wurde. [...]
Im Wasenweiler Ried
wurden in verschiedenen Moorbereichen mehrere Bohrkerne gewonnen, von denen drei lithostratigraphisch und zwei pollenanalytisch ausgewertet und radiokarbondatiert wurden.
Die Genese des Wasenweiler Rieds
erfolgte im Abflussbereich des spätglazialen Ostrheins zeitlich und räumlich diskontinuierlich. Zum Teil entwickelte es sich aus verlandenden Rinnen.
Während der Verlandung wurden unter fluvial-limnischen Bedingungen verschiedene Mudden abgelagert. Nach Abschluss der Verlandung entwickelte sich hier zunächst ein Verlandungsmoor. Infolge
des im Frühholozäns ansteigenden Grundwasserspiegels kam es in der Depression zwischen Kaiserstuhl und Tuniberg jedoch zu einer weiträumigen Versumpfung, die durch die Stauwirkung des
Schwemmfächerkegels der Dreisam verstärkt wurde und zur Torfbildung unmittelbar auf den Ostrheinkiesen führte. In weiten Teilen entwickelte sich so ein Versumpfungsmoor. Im Bereich von tieferen
Rinnen zeigt das Ried eine Abfolge beider Moortypen. Eine solche Genese zeigt das Profil "Murr"während sich im Bereich "Schachen" ein Versumpfungsmoor unmittelbar auf dem Kies entwickelte.
Sedimentlagen in den untersten Torfschichten belegen, dass eine zeitweilige Aktivierung der alten Ostrheinrinnen allenfalls bis in das Frühholozän stattgefunden haben kann.
Im Wasenweiler Ried
sind zwei Hauptvermoorungsphasen ausgebildet. Die erste beginnt im Spätglazial und findet bis in das Präboreal bzw. Boreal statt. Die zweite Hauptvermoorung setzt erst im älteren Subatlantikum ein. Die in zahlreichen Quellen belegten mittelalter- bis neuzeitlichen Überflutungen zwischen Kaiserstuhl und Tuniberg sind nicht, wie bisher angenommen, auf (Re-) Aktivierungen alter Ostrheinrinnen durch
Rheinhochwässer, sondern auf einen starken Grundwasserspiegelanstieg zurückzuführen. Im mittleren Holozän fand zwar ebenfalls eine Torfakkumulation statt, in beiden untersuchten Bereichen des Rieds jedoch zu
unterschiedlichen Zeiten. Dagegen setzte im frühen Atlantikum und frühen Subatlantikum in weiten Bereichen die Vermoorung aus.
Die moorübergreifenden Schichtlücken stellen eine auffällige Gemeinsamkeit zwischen den untersuchten Mooren bzw. zwischen verschiedenen Moorbereichen dar. Weiterhin ist allen Mooren die jüngste subatlantische Vermoorungsphase gemeinsam. Aufgrund der Überregionalität der Schichtlücken bzw. der Hauptvermoorungsphasen, ist nicht von lokalen, sondern vielmehr von überregional wirksamen Ursachen auszugehen. Hierfür kommen nur klimatische Änderungen bzw. massive anthropogene Eingriffe in den Wasserhaushalt in Frage. Die Torfakkumulationsraten während der Wachstumsphasen differieren in den einzelnen Mooren teilweise beträchtlich. Hiervon hängt entsprechend die chronologische Auflösung und damit eine genaue Zuordnung vegetationsgeschichtlicher Entwicklungen zum Beispiel zu archäologischen Kulturepochen ab. Die Rekonstruktion der Vegetationsentwicklung aus den pollenanalytischen Befunden lieferte ebenfalls neue Erkenntnisse. [...]
Am südlichen Oberrhein ist nach den Pollenanalysen zumindest im Untersuchungsraum letztmalig zum Ende des Atlantikums von einer weitgehenden Naturlandschaft auszugehen. Ab dem Beginn des Subboreals, also seit dem Endneolithikum, sind in der Umgebung des Wasenweiler Rieds bereits erste Rodungen und eine landwirtschaftliche Nutzung nachgewiesen. Beide Pollenprofile aus dem Wasenweiler Ried sind seit dem mittleren Holozän durch enorm hohe Tannen- Pollenwerte gekennzeichnet. Die Tanne war regional natürlich verbreitet. Hierfür kommt die submontane Stufe des Kaiserstuhls in Frage. Die höheren Lagen dieses Mittelgebirges wurden demnach seit dem jüngeren Atlantikum wahrscheinlich von Buchen-Tannenwäldern dominiert. In beiden Untersuchungsgebieten ist während fast sämtlicher erfasster Zeiträume die Waldkiefer durch hohe Pollenanteile belegt. Die Kiefer besitzt hier auf einigen Standorten natürliche Vorkommen. [...] Am südlichen Oberrhein sind die grundwasserfernen, stark sandig-kiesigen Bereiche der Niederterrasse westlich und südwestlich des Rieds als natürliche Kiefernstandorte denkbar.
Dissertation, Dr. Andreas Lechner © https://freidok.uni-freiburg.de/data/2517
Anhang "Pollendiagramme" der Dissertation
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© Dissertation, Dr. Andreas Lechner, Universität Freiburg i.Br.