Geschichte der Kirche Sankt Stephan in Gottenheim
Geschichte der kath. Kirche St. Stephan (Pfarrer, Pfarrei, Kirche, Kirchberg):
s.a. Liste der Pfarrer in Gottenheim
Abriss Pfarreigeschichte vor 1900
Im fünften Jahrhundert predigte St. Gallus (Ortspatron; Bild im rechten Nebenaltar) den christlichen Glauben am Tuniberg.
Erste Seelsorgerstelle am nördlichen Tuniberg war das Benediktiner-Kloster Wippertskirch (Wittprechtskirch) bei Freiburg-Opfingen, zu dem ursprünglich auch Gottenheim gehörte.
1139 stellte Papst Innocens II auf Bitten des Bischofs Ortlieb in Basel Umkirch und das Filial Chotenheim
unter seinen Schutz. Demnach ist Gottenheim schon im 11. Jahrhundert Filial von Umkirch
und wird durch die Jahrhunderte von einem Pfarrvikar von Umkirch aus versehen. Jedenfalls bestand schon früher hier eine sog. Frühmesserei
, die Wohnung des Frühmessers war das hohe Haus
, später Armenhaus.
1465 wird seine Kapelle als ruinosa
bezeichnet.
1474 ist unter den 55 Häusern auch ein Pfaffenhaus
, zwei Hüser des Helgen.
1493 besaß Gottenheim bereits ein eigenes kirchliches Begräbnisrecht.
1517 katholisch geblieben, weil zu Vorder-Österrreich gehörig.
1565 am 25. November Indult zur Errichtung eines Taufsteins.
1632 am 17. Juni Zerstörung der ersten Kirche (Kapelle) im 30jährigen Krieg mit Ausnahme des Chores (Glockenhaus, Turmhalle).
1650 wird auch die zweite Kirche (Kapelle) als ruinosa
bezeichnet, gemeint ist jedenfalls der bei der Zerstörung im Schwedenkrieg übrig gebliebene Chor (Glockenhaus).
1660 Genehmigung der St.Agatha-Bruderschaft (Rosenkranz).
1694 Beerdigung des Dekans und Magisters Michael Reichlin, Pfarrer von Umkirch und Gottenheim.
1726 die zwei Glocken in der neuen Kirche.
1727 Erbauung und Benediktion der dritten (jetzigen) Kirche. Foto:
1738 am 5. August (Patrozinium des hl. Stephanus) Konsekration der Kirche durch Franziskus Johannes Antonius von Syrgenstein, Generalvikar und Weihbischof von Konstanz (1683 - 1739)
1759 beginnt unter Vikar Franz Joseph Wettlien hier das älteste Standesbuch Gottenheim.
Ab 1762 residiert der Vikar von Umkirch in Gottenheim.
1816 wurde Gottenheim vom Pfarrverband Umkirch losgelöst und zur selbständigen Kuratie erhoben. Dotierte Pfarrei erst 1836.
1825 Errichtung & Benediktion des neuen Gottesackers Friedhof Breike
1827 Erbauung des Chores, der Sakristei und Unterkapelle (Beinhäusle).
1832 das jetzige Pfarrhaus gebaut von den Dezimatoren (Zehntherren).
1890 Restaurierung der Kirche.
1893 Aufdeckung der historischen Gemälde im Glockenhaus.
1948 waren noch 98% der Bevölkerung katholischen Glaubens.
Das Kirchengebäude in Gottenheim
1139 In einer Urkunde vom 14. April 1139 bestätigt Papst Innocenz II. dem Bischof von Basel seinen Besitz am Hof von Umkirch mit Kirche und ihren Filialen nämlich
Gottenheim und andere, zu ihr gehörende Kapellen
. Über den Zustand der ersten Kapelle weiß man nichts, sie wird wohl eine Holzkapelle gewesen sein. Erst später wird die Kirche aus Stein erbaut und
danach darüber der Turm errichtet. Der Kirchturm wurde in den Landpfarreien gewöhnlich zum Zwecke der Unterbringung der Glocken, die zumeist Eigentum der Gemeinden sind, gebaut.
1465 wurde erstmals von einer Ruinosa-Kapelle
berichtet. Mit der Wiederherstellung der ruinierten Kapelle wird dann auch der ehemalige
Turm errichtet worden sein. Dieser spätgotische Chorturm enthielt ein Kreuzgewölbe mit spitzbogigem Wandbogen, dessen Rippen auf mit
Schildchen versehenen Trägern saßen. Den Schlussstein zierte das Haupt Christi.
Bei der Restaurierung 1893 wurden wertvolle historische Wandmalereien entdeckt, darstellend die Gestalt Christi umgeben von den 12 Aposteln. Ferner Sanctus Stephanus, Sanctus Andreas, Sanctus Thomas und Sanctus Bartholomäus. Unter dem Triumphbogen ist eine Szene mit der Madonna und den Engeln, ähnlich wie in Breisach, zur Darstellung gelangt.
Quelle: Borrmann, Richard [Hrsg.] Aufnahmen mittelalterlicher Wand- und Deckenmalereien in Deutschland (Band 1) — Berlin, 1897, https://doi.org/10.11588/diglit.42856#0077
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Alle Skizzen: Prof. Fritz Geiges
1493 erhielten die Gottenheimer eine Ausnahmegenehmigung zur Anlage eines Friedhofs um die Kirche, der mit einer Mauer umgeben wurde.
1565 kam die Genehmigung zur Errichtung eines Taufsteins.
1633 Mit dem 30jährigen Krieg kam das Unheil über die Kirche: Am 17. Juni zerstörten die Schweden die Kirche mit Ausnahme des Chorturmes (Glockenhaus und Turmhalle).
Doch auch dieser blieb nur ruinös
erhalten. Es dauerte 100 Jahre, bis die Gottenheimer wieder ein würdiges Gotteshaus erhielten.
1727 wurde das Kirchenschiff fertig gebaut, wie am unteren Torbogen zu lesen ist. Das Langhaus und Chor wurden schräg nach Nordosten abgeknickt errichtet und der Turmchor als Eingangshalle umgebaut miteinbezogen. Am 5. August 1727 erfolgte am Patroziniumstag (St. Stephanus Auffindung), die Konsekration der Kirche durch den Konstanzer Weihbischof und Generalvikar Johannes Franziskus Antonius von Sirgenstein. Die Glocken von Ludwig und Nikolaus Rossier wurden ebenfalls in diesem Jahr gegossen und im Turm untergebracht. 1729 wurde dir Kirchenmauer fertig:
1827/1828 wurden der Chor, die Sakristei und das Beinhäusle erbaut.
1888 bis 1892 bei der Kirchenrenovation verloren die Barockaltäre ihre Hauptbilder.
Den Hochaltar schmückt seither die Darstellung der Steinigung des Erzmärtyrers St. Stephanus, signiert 1890 von Carl Georg Kaiser, eines Schülers von Paul von Deschwanden.
Die Seitenaltäre zeigen Bilder des St. Gallus und der gefolterten St. Agatha, die 1890/1892 von Maler Johannes Cahn geschaffen wurden.
Erhalten blieb auch eine Reihe von Statuen, darunter vier dargestellte Kirchenlehrer und vor allem die spätgotische Träubelesmadonna von bester künstlerischer Qualität: Fotobericht
1945 wurde All das am 24. Februar durch einen Bombenvolltreffer schwer beschädigt. Dies ist auf einer Gedenktafel im Eingangsbereich der Kirche dokumentiert (siehe Foto):
Quelle:900 Jahre Gottenheim 1086-1986
Fotos der Kirche innen und außen
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Bilder: Klaus König, 3D-Modell: Felix & Thomas Hartenbach
Sanierung Kirchenmauer Anfang 1960er
Anfang der 1960er Jahre musste die Kirchbergmauer auf der Nordostseite, die im Jahre 1729 erbaut wurde, (Siehe Inschrift des Originalsteins, der in die heutige Kirchbergmauer eingelassen ist, Foto oben), grundlegend saniert werden.
Auf dieser Seite ging eine Treppe vom oberen Niveau des Kirchhofs auf das untere Niveau des Kirchhofs hinunter (siehe Foto rechts).
Nachdem das Fundament alten Kirchbergmauer freigelegt wurde, um es mit Beton zu verstärken, fiel jedoch die alte Kirchenmauer nach ein paar Tagen in den Morgenstunden in sich zusammen und musste vollständig durch eine neue und große Betonmauer ersetzt werden. Die Treppe wurde dabei entfernt und unterhalb der Kirchbergmauer in der Rathausstraße ein großer Betonblock angefügt der den Druck des Kirchhofs und der Kirche oberhalb abfängt.
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Alle Bilder: Erich Reisacher