Aufgelöst: Radsportverein 1971 (RSV) Gottenheim
Radsport-Geschichte in Gottenheim
Quelle: Kurzchronik 1086–1986 - 900 Jahre Gottenheim
Vorgeschichte Concordia
1903 -1934
Einigen mündlichen Überlieferungen ist zu entnehmen, dass schon um das Jahr 1903 radsportbegeisterte Gottenheimer sich in einer Vereinigung zusammen fanden, um das Radfahren sport- und wettbewerbsmäßig zu betreiben. Mit dem
Weltkrieg löste sich diese Vereinigung auf, deren vom Krieg zurückgekehrte Mitglieder im Jahre 1922 erneut mit Beizug junger, neuer Mitglieder, so Karl Rudmann, Albert Weber, Franz Hagios und Paul Fischer den Radfahrerverein
Concordia
Gottenheim gründeten, der dem Deutschen Rad- und Motorfahrer-Verband
als Ortsgruppe beitrat.
Dieser Verband hatte rund um den Tuniberg weitere Ortsgruppen in den einzelnen Orten, die alle die schönen Namen wie: Concordia Edelweiß und Wanderlust hatten. Sie veranstalteten Radrennen, die vom Tuniberg ausgingen, stets über Gottenheim geführt, über Ihringen nach Breisach zum Umkehrpunkt gelangten und von dort über die Rennstrecke nach Oberrimsingen dann nach Munzingen und Tiengen wieder zurück zum Ausgangspunkt geleitet wurden. Die Rennfahrer mussten früh starten, denn um 8 Uhr am Morgen mussten die Rennen beendet sein. Von der Concordia sind noch zwei Rennen bekannt die am 7. August 1927 und am 23. September 1928 über die obige Strecke geührt wurden. Im Jahr 1927 wurde der Gottenheimer Karl Ruf bei diesen Rennen Gaumeister (Bad. Radfahrerverband, Gau Oberbaden).
Die Concordia beteiligte sich aber auch am öffentlichen und kulturellem Leben in Gottenheim. Ihre Mitglieder spielten Theater und veranstalteten Corsofeste.
Im Jahre 1930 kam es zu Spannungen im Leben der Sportvereine und
so gründete die Concordia eine Fußballabteilung und bekam auch für 30 Mark Miete den Sportplatz zur Mitbenutzung zugesprochen. Vorstand war Stephan Meier. Der Abteilungsleiter für Fußball war Albert Weber. Mit dem Aufkommen
des Nationalsozialismus ging dieser aktive Verein 1934 ein.
Die Mitglieder des alten Vereins Concordia
waren die Rennfahrer: August Schätzle, Alfred Schmidle, Anton Steyert, Karl Hess, Paul Fischer und Eugen Spitzer.
Neugründung RSV 1971
Sehr spät erinnerte man sich in Gottenheim an diesen Verein und an die Rennen, die durch Gottenheim führten und an denen man so eifrig beteiligt war. Am 3. März 1971 ließ man im Gasthaus Bahnhof
den Ratsportverein erneut
aufleben. Ihm traten 5 aktive Rennfahrer bei, die zuvor in anderen Verbänden und Vereinen diesem Sport huldigten. 1976, als er 5 Jahre alt war, richtete der Verein ein Bezirkskorsofest aus. Ehrenvorsitzender war Karl Ruf
und Vorsitzender Heinz Metzger.
Im Jahr 1979 wurde der Verein unter dem Namen Radsportverein 1971 e.V. in das Vereinsregister eingetragen. Seit dem Bestehen des Vereins wird am Ostermontag ein großes internationales Rundstreckenrennen durch die Gottenheimer Weinberge veranstaltet, an dem 400—500 Rennfahrer, darunter auch Elitefahrer aus der ganzen Welt, teilnehmen, das auch in der Presse große Beachtung findet (s.u.).
1986 hatte der Verein 8 aktive Rennfahrer als Mitglieder und eine Korsoabteilung, die bei den Südbadischen Radfahrerbezirksfesten mit ihren geschmückten Rädern bei den Korsowettbewerben sich den Preisrichtern stellen (s. Foto):
Als Vorsitzende haben den Verein geleitet: ab 1971 Hans Mittendorf, Karl Ruf, Heinz Metzger, Kurt Haug, ab 1986: Rainer Lindenau
Ab 2002 kam das Vereinsleben zum Erliegen, bis der RSV schließlich später endgültig aufgelöst wurde. Schade.
Traditionelles Ostermontags-Radrennen in Gottenheim
Bericht vom 27. April 2000 aus der Bad. Zeitung:
Rund 400 Radfahrer aus ganz Süddeutschland und der Schweiz nahmen in diesem Jahr am traditionellen Ostermontags-Radrennen in Gottenheim teil. Der örtliche Radsportverein trug das Rundstreckenrennen am Tuniberg bereits zum 30. Mal aus.
Morgens um 10 Uhr gingen die Junioren auf den 3,2 Kilometer langen Rundkurs. Die Wettkämpfe der Junioren, der Jugend und der Schülerklasse wurden jeweils für Jungen und Mädchen ausgetragen. Nachdem die jüngsten Radler, die
U 13, ihre zwei Runden gefahren hatten, konnten sich die zahlreichen Zuschauer an der Strecke und im Start und Zielbereich auf den Höhepunkt des Tages freuen: Das Rennen der Amateure, die den Kurs insgesamt 28-mal abfahren mussten.
Bürgermeister Alfred Schwenninger kam die Ehre zuteil, das Rennen zu starten. Und er tat dies gekonnt in bester Formel-l Manier: Lasst die Motoren an
, forderte er eine halbe Minute vor dem Start scherzend.
Als das Feld aus über hundert Teilnehmern schließlich auf die Strecke gegangen war, übernahm Alexander von Uleniecki wieder das Mikrofon und kommentierte das Rennen für die Zuschauer. Zunächst Richtung Waltershofen, dann ein Stück den Tuniberg hinauf, eine Hochebene entlang führte die Strecke, die von den Fahrern nicht nur Kondition sondern auch erhebliche Konzentration forderte. Nach etwa 2,5 Kilometer ging es für die Radler steil bergab, doch das auf dem Gefälle gewonnene Tempo konnten die Fahrer nicht lange für sich nutzen. Die Abfahrt endete in einer Spitzkehre, die zum Abbremsen zwang und schließlich in die Zielgerade mündete. Zur Absicherung der Strecke waren die Polizei und die freiwillige Feuerwehr Gottenheim im Einsatz; die Helfer des Ortsverbandes des Roten Kreuzes gewährleisteten eine schnelle erste Hilfe entlang der Strecke.
Sponsoren hatten, zur Erhöhung der Spannung und als Ansporn für die Radfahrer, mehrere Sprintprämien gestiftet und so kamen die Zuschauer während des Rennens in den Genuss packender Zweikämpfe. 89,6 Kilometer und zwei Stunden und 13 Minuten Minuten nach dem Start hatte der Schweizer Franco Marvulli vom Team Mitamedic das Rennen für sich entschieden. Mit einer großen Siegerehrung fand das Ostermontagsrennen seinen geselligen Abschluss.