Regenwasser-Nutzung
Quelle: Dipl.-Ing (FH) Walter Kopp, Kettig bei Koblenz (Mit freundlicher Genehmigung)Hintergrund
Eigenheimbesitzer können neben technischen Maßnahmen zum Wassersparen, wie z.B. Reduzierung der Spülmengen bei Toiletten, die Nutzung von Regenwasser als Alternative zum Trinkwasser in Betracht ziehen, denn für viele Einsatzbereiche im Haus ist keine Trinkwasserqualität erforderlich. Zum Blumen gießen, Rasen sprengen oder für die Toilettenspülung reicht Regenwasser. Regenwassernutzung ist längst nicht mehr eine Alternative nur für Grüne oder Öko-Freaks. Etwa 100.000 Anlagen zur Regenwassernutzung soll es in Deutschland bereits geben. Hinzu kommen die Millionen Regentonnen, die unter Dachrinnen stehen. Sie sind praktisch die primitivste Form der Regenwassernutzung.
In manchen Neubaugebieten ist die Installation einer Anlage zur Regenwassernutzung bereits vorgeschrieben. So wird Wasser gespart und zugleich verhindert, dass durch die zunehmende Oberflächenversiegelung bei jedem Regenguss riesige Wassermengen durch die Kanalisation abfließen. Die vielen Regenwasserspeicher dienen hierbei als kleine Puffer, die einen Teil der Fluten erst einmal aufnehmen und so die Kanalisation entlasten. Bei flächendeckendem Bau von Regenwassernutzungsanlagen könnten so die Kosten der Gemeinden für zusätzliche Kanalrohre u. aufwendige Wasserrückhaltebecken reduziert werden.
Wasserqualität
Die Qualität des Wassers aus einer Regenwassernutzungsanlage hängt von einigen Faktoren ab:
Belastung des Regenwassers durch Luftverunreinigungen mit Mikroorganismen, organischen und anorganischen Schadstoffen: Trinkwasser liegt im neutralen Bereich, Regenwasser ist leicht sauer. Eine Reaktion mit meist basischen Dachabdeckungen wie Ziegel, Bitumen, Schiefer oder Beton verschiebt den pH-Wert des Dachablaufwassers in den neutralen bis leicht säuerlichen Bereich.
Die jeweilige Auffangfläche: Übliche Steildächer bei Einfamilienhäusern bereiten keine Probleme. Auf Ihnen lagert sich wenig Schmutz ab, und wenn sie mit Dachziegeln, Betonsteinen oder Schiefer gedeckt sind, kann auch vom Material keine Gefährdung der Wasserqualität ausgehen. Bei neugedeckten Dächern aus Metall (Aluminium, Zink, Blei und Kupfer) ist ein erhöhter Metall- und Schwermetallgehalt festzustellen. Hier scheidet die Waschmaschine ebenso wie Gartenbewässerung für die Regenwassernutzung aus! Ungeeignet für das Auffangen von Regenwasser sind gepflasterte Höfe und Wege, weil hier noch die Belastung durch den Verkehr (zum Beispiel Reifenabrieb) hinzukommt!
Größe und Ausführung des Wasserspeichers: Lichteinstrahlung und erhöhte Temperaturen sind günstige Bedingungen für Keim- und Algenwachstum und die Bildung unangenehmer Gerüche. Ein zu groß bemessener Wasserspeicher, dessen Füllmenge kaum umgewälzt wird, kann für die Entwicklung der Mikrolebewesen förderlich sein.
Ausführung der Filter für die Grobreinigung vor der Speicherung, sowie ein Feinfilter nach der Pumpe: Kies und Sandfilter mit dicker Filterschicht haben zwar einerseits eine sehr gute Filterwirkung und einen guten Wirkungsgrad, jedoch dauert es lange, bis sie austrocknen und eingespülte Keime absterben. Filter aus dünnem, feinmaschigem Draht sind dagegen im Nu wieder trocken, so dass auch Kleinlebewesen keine lange Überlebenschance haben. Richtig konstruiert und ausgewählt sind solche Filter selbstreinigend, sie haben jedoch einen etwas geringeren Wirkungsgrad als Filtertöpfe mit dicken Sand- oder Kiesschichten.
Erforderliche Genehmigung
Bei der Errichtung von Regenwassernutzungsanlagen sind eine Reihe von Vorschriften und Genehmigungsverfahren zu beachten. Da die Bauvorschriften Landesgesetze sind und es zusätzlich noch örtliche Besonderheiten gibt, die meist in Form der Wasser- und Abwasser-Satzungen festgelegt sind, sollten Sie sich direkt beim Rathaus erkundigen. Bei Neubauten muss im allgemeinen zum Bauantrag ein Grundstücksentwässerungsplan mit eingereicht werden.
Der nachträgliche Einbau einer Regenwassernutzungsanlage ist für Eigenheimbesitzer genehmigungsfrei. Sie müssen dem zuständigen Wasserversorgungsunternehmen jedoch gemäß den
Allgemeinen Bedingungen für die Versorgung mit Wasser
(AVBWasserV) die Errichtung einer Eigengewinnungsanlage, wie es im Amtsdeutsch heißt, anzeigen. Nach dieser Verordnung dürfen
wesentliche Änderungen von Trinkwasser-Hausinstallationen nur durch ein Wasserversorgungsunternehmen oder einen Installateur
vorgenommen werden: Für die Errichtung einer Regenwassernutzungsanlage heißt das, der Anschluss für die Nachspeisung von Trinkwasser mit freiem Auslauf
muss von einem Installateur ausgeführt werden. Regenwasserzulauf, Filter, Sammelbehälter, Pumpe und Regenwasserleitungen im Haus
kann der Hausbesitzer selber installieren, denn diese Einrichtungen gehören nicht zur Trinkwasser-Hausinstallation.
Allerdings sollte man dabei unbedingt die geltenden DIN-Vorschriften beachten. Insbesondere die DIN 1988, in der festgelegt ist, dass keine Verbindung zwischen Trinkwasserleitungen u. Regenwasserleitungen entstehen darf. Für die Trinkwassernachspeisung ist deshalb ein freier Auslauf mit 20 mm Freiraum zu verwenden. Die Entnahmestellen für Regenwasser u. Rohrleitungen (DIN 2403) sind deutlich zu kennzeichnen, damit keine Verwechslungen entstehen können. Für den Anschluss an die Kanalisation ist die DIN 1986 zu beachten, denn nur in den seltensten Fällen wird man das überlaufende Regenwasser auf dem eigenen Grundstück versickern lassen können. Aus ökologischer Sicht wäre das die sinnvollste Lösung.