BE Naturschutz: Exkursion ins Westallgäu, Bodnegg Mai 2012
Vier erlebnisreiche Tage in und um Bodnegg
Es waren eindrucksvolle Tage für unsere Exkursionsgruppe vom 5. bis 8. Mai 2012 in unserer Wein-und-Käse-Partner-Gemeinde
Bodnegg und dem von dort aus erkundeten Westallgäu.
Da wir am Samstag ankamen, war der Empfang und zugleich Abschied für Dienstag Nachmittag vorgesehen. Bürgermeister Frick empfing uns sehr freundlich, gab uns in Wort und Bild eine
Einführung in Struktur und Charakter der Gemeinde Bodnegg mit ihren 96 Ortsteilen. Es entwickelte sich ein anregendes Gespräch, in dessen Verlauf wir mit Gottenheimer Wein, den wir
mitgebracht hatten, auf weitere gute Kontakte anstießen (siehe Bild).
Stark in optischer Erinnerung bleiben auch die besonders schön gelegene Kirche St. Ulrich und Magnus (Bild) und der Brotfresserbrunnen
vor dem Rathaus (Bild).
Wenige Stunden zuvor hatten wir die Käserei Bauhofer im Ortsteil Kofeld besucht. Dort führte uns der Chef persönlich durch alle Abteilungen und informierte anschaulich über die
Herstellung von Allgäuer Emmentaler. Alle Teilnehmer deckten sich mit diesem schmackhaften Produkt ein.
Die Region Westallgäu beeindruckte außerordentlich durch ihre detailreiche Gliederung in der chaotischen Jungmoränenlandschaft mit Außen-, Innen-, End-, Rand-, Grundmoränen, Drumlins und Rundhöckern, sowie in der Molasselandschaft südlich der Landesgrenze nach Bayern mit ihren wildromantischen Schluchten (Tobeln) und Wasserfällen zwischen schroffen Nagelfluh-, Sandstein- und Mergelfelsen, nicht zuletzt auch durch das nahe und prachtvolle Alpenpanorama, das von vielen Hügeln aus zu bewundern war (Bild).
Von 19 Naturschutzgebieten der engeren Umgebung (Region Waldburg, deren Wanderkarte 1:25000 gerade erschienen war) besuchten wir drei: Weißenbronnen, Dietenbacher Weiher und Lochmoos, sowie das nicht unter Schutz stehende Reicher Moos und im Bayrischen Teil den berühmten Eistobel (Bild), die Scheidegger Wasserfälle in der Rohrachschlucht und den Hasenreuter Wasserfall (Bild) nahe der Österreichischen Grenze. Dabei erfreute uns neben dem landschaftlich und geologisch Sehenswerten auch eine Fülle von bereits blühenden Pflanzenarten. Hervorgehoben seien nur die folgenden: 1) das osteuropäisch verbreitete Breitblättrige Pfaffenhütchen (Bild, vom Herbst vorigen Jahres), das sich von unserem deutlich unterscheidet, 2) das seltene Pyrenäen-Löffelkraut (Bild) in einem Quellsumpf mit Bildung von Kalktuff, 3) das in den Alpen beheimatete, gelb blühende Zweiblütige Veilchen (Bild), das uns in den Molassetobeln überraschend häufig begegnete.
Besonderer Gegenstand des Naturschutzes in dieser Region sind freilich die Feuchtgebiete, die sich als Sümpfe, Quellfluren, Niedermoore, Übergangsmoore und Hochmoore präsentierten, wobei zu unserer Freude Sumpfveilchen (Bild), Rosmarinheide, Orchideen und sogar die seltene Mehlprimel gerade in Blüte standen. Moosbeere und Sonnentau blühten noch nicht, waren aber an ihren typischen Blättchen zu erkennen. Die Hochmoorbereiche zeigten sich zum Teil bewaldet mit allen in Europa möglichen Hochmoor-Baumarten Moorbirke, Moorkiefer (Spirke) und Fichte.
Zugleich galt unser Besuch auch den baulichen und historischen Sehenswürdigkeiten der Siedlungen: Burg Waldburg (Bild), Schloss Wolfegg, Neutann und die Burgstelle in Alttann als Hinterlassenschaften der überregional bedeutenden Herren von Tanne-Waldburg-Wolfegg, ferner die Kirchenbauten, die alle Stilrichtungen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert repräsentieren, in den umliegenden Dörfern, in Kisslegg und Wangen, in Wolfegg die Stiftskirche St. Katharina mit der Stifterfigur (Bild) von 1735 des Grafen Ferdinand Ludwig von Waldburg-Wolfegg, in Isny die Nikolaikirche mit der berühmten Prädikantenbibliothek, die z.B. weit über 100 Schriften der großen Reformatoren Luther, Zwingli, Melachthon u.a. sowie eines der seltenen Exemplare der Topographia Germanicae von Matthäus Merian d.Ä. besitzt, auf der Bayrischen Seite in Weiler i.A. die Sankt-Blasius-Kirche, in Lindenberg Peter-und-Paul (Bild), die gerade noch vor dem ersten Weltkrieg „auf der grünen Wiese“ gebaut wurde, und die Sankt-Gallus-Kirche in Scheidegg, dem heute bedeutenden Rehabilitations-, Kneipp- und Luftkurort (Bild).
Aus Weiler i.A. erinnern wir uns lebhaft an repräsentative Allgäuer Häuser (Bild), die uralte Kelhoflinde
und ein vorbildlich gemachtes regionales Botanik-Museum auf
bürgerschaftlicher Grundlage. Von Eindrücken satt und hochbefriedigt kehrten wir am Dienstag Abend wieder nach Hause zurück.
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Alle Bilder: Niehaus & Bammert