Gottenheim bildungsförderlich

Nach intensiven Diskussionen, einer Klausurtagung und einem Bürgerbeteiligungsprozess hat der Gemeinderat Gottenheim am 13. Mai 2013 eine pädagogische Konzeption für die Gemeinde mit bildungspolitischem Leitbild und nachfolgendem 16-Punkte-Katalog für das weitere Vorgehen verabschiedet:


Pädagogische Konzeption

Festlegung von Leitlinien für Bildung und Betreuung und Entscheidungen zum weiteren Vorgehen.

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In der Gemeinderatssitzung vom 15.04.2013 hatte Herr Professor Dr. Lohmiller die von ihm für Gottenheim ausgearbeitete pädagogische Konzeption vorgestellt.

Resultierend aus der Konzeption wurden für Gottenheim und die betroffenen Institutionen wie z.B. Kleinkindbetreuung, Kindergarten, Schule sowie sonstige Akteure Vorschläge für Leitlinien, Leitbilder und zum weiteren Vorgehen als Grundlage für die Beschlussfassung erarbeitet.

Bürgermeister Volker Kieber stellte in seinen Erläuterungen vor allem heraus, dass
- die pädagogische Konzeption kein fertiges Konzept, sondern ein Richtlinie darstellt,
- sich die Gemeinde ein Leitbild geben möchte,
- die Gemeinde bei eigenen Einrichtungen, z.B. Kleinkind- und Kernzeitbetreuung, direkte Einflussmöglichkeiten hat,
- die Ergebnisse aus dem Bürgerbeteiligungsprozess eingeflossen sind und
- die Umsetzung des Leitbildes Zielsetzung ist.

Nach eingehender Diskussion beschloss der Gemeinderat einstimmig Folgendes:

16-Punkte-Katalog

  1. Pädagogisches Label Bildungsförderliche Gemeinde
    Die Gemeinde setzt sich zum Ziel eine bildungsförderliche Gemeinde zu sein, die ausgehend von Kindern und Jugendlichen für alle ihre Bürger einen zukunftsorientierten Bildungsort darstellt.
  2. Leitbild unter pädagogischer Perspektive
    Das pädagogische Leitbild nach dem vorgelegten Vorschlag mit den aus der Diskussion resultierenden Änderungen anzunehmen und weiterzutragen. Die Kernaussage des pädagogischen Leitbildes ist das Selbstverständnis als bildungsförderliche Gemeinde. Dabei orientiert sich die Gemeinde in der Grundlegung an ihrer pädagogischen Konzeption und fördert die Zielfestlegung der jeweils beteiligten Akteure und die Entwicklung eines Profils in der professionellen Ausgestaltung. Bildung und Betreuung ist für die Gemeinde Standortfaktor, dementsprechend werden im Leitbild im Weiteren grundsätzliche Aussagen zu Bildung getroffen.
  3. Bildungsbegriff, Bild vom Kind, pädagogische Grundhaltungen
    Aus Sicht der Gemeinde Gottenheim ist es wünschenswert, dass beteiligte Bildungsinstitutionen wie Schule, Kindergarten und Kleinstkindbetreuung aufeinander bezugnehmende Aussagen zum Bildungsbegriff, zum Bild vom Kind und zu pädagogischen Grundhaltungen in ihren selbst zu erstellenden Konzeptionen verankern und sich diese gemeinsam zu eigen machen, um dem gemeinsamen Ziel, eine bildungsförderliche Gemeinde zu sein, gerecht zu werden.
  4. Runder Tisch mit Moderation
    Es ist gewünscht, dass beteiligte Akteure im Bereich Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung einmal jährlich durch jeweils eine stellvertretende Person an einem runden Tisch teilnehmen, zu dem eine Moderation erfolgt. Dazu sind VertreterInnen der Schule, des Kindergartens, der Kleinstkindbetreuung, der Kirchen, der Vereine, des Jugendhauses, der Gemeinde, der Seniorenvertretung einzuladen. Ziel des runden Tisches sind konkrete Absprachen und Weiterverteilung, der daraus resultierenden Ideen und Umsetzungen.
  5. Schulbeirat
    Auf Grundlage des § 49 i.V.m. § 2 Abs. 1 Nr. 1 Schulgesetz wird beschlossen, dass ein beratender Schulbeirat eingesetzt wird, in dem VertreterInnen der Schulleitung, der Eltern, der Schüler, der Religionsgemeinschaften, des Gemeinderats sitzen. Dort können umzusetzende Beschlüsse gefasst werden und die gemeinsame Bildungsverantwortung (s. Leitbild) kann wahrgenommen werden.
  6. Pädagogische Standards
    Die Entwicklung pädagogischer Standards der Kleinkindbetreuung Schatzinsel durch die Fachkräfte ist zu dokumentieren und umzusetzen.
  7. Umsetzung des Orientierungsplanes Baden-Württemberg im Kindergarten
    Es wird gewünscht, dass die Implementierung und Umsetzung des Orientierungsplans und der Ausbau zur Kindertagesstätte mit einer Ganztagsgruppe bis Sept. 2013 umgesetzt wird, um dem gemeinsamen Ziel einer bildungsförderlichen Gemeinde gerecht zu werden. Hierzu wird dem erf. Ausbau von zwei im Gebäude des Kindergartens vorhandenen Technikräumen als Schlafmöglichkeit für die Kinder (Kosten 5.000 €) und der dazu vorgesehenen Beschaffung der erforderlichen Einrichtungsgegenstände (Kosten 3.250 €) sowie den damit verbundenen Kosten in Höhe von insgesamt 8.250 € zugestimmt. Diese Kosten sind durch Einsparungen an anderer Stelle des Haushalts 2013 zu decken.
  8. Leitbild der Schule
    Aus Sicht der Gemeinde als Schulträger ist es wünschenswert, dass im Sinne einer bildungsförderlichen Gemeinde der angestoßene Leitbildprozess und die daraus resultierenden Leitgedanken weiterentwickelt werden. Dieses Leitbild ist mit dem Leitbild der Gemeinde abzustimmen. Für die Gemeinde ist es unabdingbar, dass Grundgedanken des Schulleitbildes nicht nur für Kinder, sondern auch in einem Leitbild für alle, also auch für Eltern, LehrerInnen und Organisation (Leitung) zu verankern sind.
  9. Nachmittagsbetreuung
    Es wird auch bei zunächst geringer Zahl an Anmeldungen an zwei Tagen (Dienstag u. Donnerstag) eine Hausaufgabenbetreuung eingeführt, die durch die Kernzeitbetreuungskräfte pädagogisch umgesetzt werden soll.
    Der Ausbau der Angebote über den Nachmittag bis 16.30 Uhr mit pädagogischer Anbindung an den Vormittag soll weiterentwickelt und konzeptionell in die Bildungsarbeit der Schule eingebunden werden.
  10. Bildungshauskonzeption mit Schwerpunktebene
    Die Gemeinde legt Wert darauf, dass eine Bildungshauskonzeption von den beteiligten Institutionen, kath. Kindergarten und Grundschule, mit Schwerpunktebene erstellt, verschriftlicht und umgesetzt wird. Im Sinne des Leitbildes einer bildungsförderlichen Gemeinde sind im Besonderen die Bildungsübergänge in gemeinsamer Bildungsverantwortung und Schwerpunkte zur Vernetzung der Bildungsangebote unerlässlich.
  11. Schwerpunkte der Bildungsarbeit in der Gemeinde
    Im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprozesses wurden von der Arbeitsgruppe Bildung und Vernetzung die drei Schwerpunkte Natur (Umgebungsraum/Lebensraum), Kultur (Pflege des Bodens, Wohnen, Ausbilden), Bewegung für die Vernetzung und Kooperation pädagogischer Arbeit herausgearbeitet, die zu beachten sind.
  12. Ferienbetreuung
    Die erstmals 2013 stattfindende Ferienbetreuung entsprechend der vorgelegten Konzeption/Struktur durchgeführt und dann jährlich für drei Wochen Ferienzeit fortgeschrieben wird. Der vorgelegten Konzeption wurde zugestimmt.
  13. Selbstüberprüfung
    Es soll eine regelmäßige Selbstüberprüfung der Kooperationsmotivation und Vernetzungswünsche der Bildungspartner stattfinden.
  14. Individuelle Netzwerkkarte
    Es wird gewünscht, dass eine Verfeinerung der Netzwerkkarte (Darstellung der Wirkungen und Beziehungen der Institutionen) durch die jeweilige Institution durchgeführt wird. Um dem Vernetzungsgedanken im Leitbild Rechnung zu tragen ist dies zur besseren Abstimmung untereinander notwendig. Sie wird veröffentlicht und im Gremium runder Tisch vorgelegt.
  15. Fachliche Begleitung
    Ausgewählte Akteure sollen durch Coaching und fachliche Begleitung (z.B. Prozessbegleitung) ihr professionelles Niveau weiterentwickeln.
  16. Qualitätssicherung
    Die Qualitätssicherung in den Bildungsinstitutionen im Sinne der Bildungsförderung soll professionell umgesetzt werden. Dabei gelten die in der vorgelegten pädagogischen Konzeption formulierten Prinzipien.

4. Febr. 2013: Infoabend zu Bildung & Betreuung

Am 4. Febr. 2013 fand im Gemeindehaus St.Stephan eine Veranstaltung zum Thema Ganztagesbetreuung statt.

Programm des Abends: Etwa 90 Personen (Eltern, LehrerInnen, Erzieherinnen und Gemeinderäte) waren gekommen, um sich die angekündigten Vorträge anzuhören. Auch die anschließende Diskussion war sehr konstruktiv und engagiert.

Bürgermeister Volker Kieber bedankte sich bei den Referenten mit je einer Flasche Politischem Wein und bot an, die Vorträge für alle Gottenheimer auf der Website zur Verfügung zu stellen. Dem stimmten die Referenten gerne zu, nachfolgend die bereit gestellten Vorträge als PDFs:

Bildungsförderliche Gemeinde
  1. Begrüßung, Bürgermeister Volker Kieber, Gde. Gottenheim
  2. Einführung, Rektorin Judith Rempe, Grundschule Gottenheim
  3. Vorstellung der Ganztagesschule in Baden Württemberg
    Schulrat Raphael Rauscher, Staatliches Schulamt Freiburg
  4. Betreuung durch den Schulförderverein in einem Hort-Modell Bürgermeister Oliver Grumber und Frau Grabisch, Gemeinderätin und Vorsitzende des Schulfördervereins, Gde. Weisweil
  5. Offene Ganztagesschule in enger Kooperation mit dem Schulträger Rektor Bernd Friedrich, Wilhelm-August-Lay-Schule Bötzingen
  6. Sachstandsbericht Bildungs- und Betreuungskonzeption Gde. Gottenheim Prof. Dr. Lohmiller, Ev. Hochschule Freiburg
  7. Fragerunde, Diskussion