Auftakt Bürgerschaftliches Engagement und Umfrageergebnis

Am 19. November 2005 fand in Gottenheim eine Bürgerversammlung zum Bürgerschaftlichen Engagement statt. Prof. Dr. Thomas Klie vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg referierte zu den Vorteilen, die bürgerschaftlich aktive Gemeinde genießen und stellte den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern einen Fragebogen vor mit der Bitte, diesen in den nächsten Wochen auszufüllen.

Dieser Fragebogen sollte zunächst das bestehende Bürgerengagement in Gottenheim untersuchen, aber auch die Einstellung der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Gemeinde und das Potenzial eines zusätzlichen und erweiterten Engagements beleuchten. Auch wenn es in der Vergangenheit schon in anderen Gemeinden aktivierende Befragungen gab, ist dieser Fragebogen in seiner Untersuchungstiefe außergewöhnlich. So wurden zum Beispiel auch Fragen des Freiwilligen-Survey eingearbeitet, der bundesweit - und auch für Baden-Württemberg gesondert ausgewertet - über Engagement und Ehrenamt von Bürgerinnen und Bürgern detailliert Auskunft gibt und somit gute zusätzliche Möglichkeiten für Vergleich und Einschätzung der Ergebnisse in Gottenheim bietet.

Die Ergebnisse der Befragung, die am 31. 12. 2005 endete, wurden aufbereitet und den BürgerInnen beim Neujahrsempfang am 16. Jan. 2006 von Dr. Martina Wegner vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung vorgestellt.


16. Jan 2006: Ergebnisse der Bürgerbefragung in Gottenheim

Präsentation: Ergebnisse Fragebogenaktion

Insgesamt nahmen 212 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren an der Befragung teil, was gut 10% der Bevölkerung von Gottenheim entspricht. Die Befragung hatte neben der Bestandsaufnahme von Engagementbereitschaft und der Analyse von Handlungsfeldern in der Gemeinde zum Ziel, die Bürgerinnen und Bürger zu motivieren, über ihr Engagement und die Mitgestaltung ihres Lebens in der Gemeinde nachzudenken.

Die positive Einstellung zu ihrer Gemeinde bewiesen die Gottenheimer durch ihre Antworten auf die Frage, was sie besonders an Gottenheim schätzen würden. Dazu gehören einerseits die Natur und der dörfliche Charakter der Gemeinde (der Storch auf der Kirche), aber auch die gute Verkehsanbindung und die Möglichkeit, schnell nach Freiburg, die Schweiz und das Elsass zu kommen. Darüber hinaus sehen die Gottenheimer ihre Gemeinde als Heimat an, die ihnen ans Herz gewachsen ist.

Vor dieser großen Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Gemeinde verwundert es nicht, dass in Gottenheim bereits 50% engagiert sind. Dieser Durchschnitt liegt über der entsprechenden Zahl von Baden-Württemberg. In vielen Fällen sind die Bürgerinnen und Bürger in Vereinen und Iniativen engagiert, aber auch in der Kinder- und Jugendarbeit, sei es innerhalb oder außerhalb von Kindergarten und Schule. Weitere Bereiche sind Musik, Narrenzunft und die Bücherei, aber es gibt auch kirchliches Engagement, die Landfrauen und das Engagement für Senioren.

Wo sehen die Gottenheimer Handlungsbedarf? Was muss in der Gemeinde verändert werden?
Da wurden in absteigender Wichtigkeit Einkaufsmöglichkeiten, Verkehrsberuhigung, Ältere Menschen, Radwege, Dorfverschönerung, Kinderbetreuung, Jugendarbeit, Gemeinschaftsgefühl, Tourismus und Natur- und Umweltschutz genannt. Ein positives Ergebnis war, dass die gegenüber gestellten Interessen, sich zu engagieren, sich zu 80% mit dem wahrgenommenen Handlungsbedarf decken. Das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger Probleme erkennen und bereit sind, an deren Lösung mitzuarbeiten!

Von den bislang nicht engagierten Bürgern wären 56% bereit, sich in Zukunft zu engagieren. Mit Blick auf das Alter findet sich eine besonders hohe Engagementbereitschaft bei den Befragten zwischen 55 und 64 Jahren. Insgesamt gerechnet können sich 75% der Befragten vorstellen, sich aktiv in Gottenheim einzubringen. Bei diesem enorm hohen Prozentsatz muss natürlich berücksichtigt werden, dass die Bereitschaft, einen Fragebogen zum Engagement auszufüllen, bei Menschen, die bereits aktiv sind oder sich gerne engagieren wollen, möglicherweise höher ist als bei anderen.

Mit Blick auf die Zeit, die für ein Engagement zur Verfügung steht, können sich knapp 49% der Befragten vorstellen, sich zwischen einer und drei Stunden in der Woche zu engagieren. Bei der Gestaltung des Bürgerschaftlichen Engagements muss aber auch berücksichtigt werden, dass es eine große Gruppe von Befragten gibt (39%), die lieber mehr Zeit am Stück in ein Engagement stecken wollen. Es gibt also Freiwillige, die sich eher weniger und dafür kontinuierlich engagieren wollen und solche, die dies durch die Teilnahme an Projekten mit begrenzter Dauer tun wollen.

Um das Engagement in der Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern fördern zu können, ist es wichtig, dass die Gemeinde von den Vorteilen und der - ja doch eher mittelfristigen Art der Engagementförderung überzeugt sind. Das scheint durch die bisherigen Veranstaltungen in Gottenheim gelungen zu sein: 21% sind hisichtlich der Initiative der Gemeinde, das bürgerschaftliche Engagement zu stärken, sehr optimistisch und überwältigende 71% meinen, dass man diese Art der Förderung auf alle Fälle ausprobieren soll.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es bei dem Willen und der Bereitschaft der Gottenheimer, das Leben in ihrer Gemeinde mitzugestalten: Der soziale Zusammenhalt in Gottenheim wird von über der Hälfte der Befragten als lediglich befriedigend bewertet, nur gut 2 Prozent finden ihn sehr gut und 33 Prozent als gut. Das bedeutet, dass das Engagementpotenzial in Gottenheim über die konkrete Arbeit der Dorfverschönerung hinaus auch in den sozialen Lebensraum hinein eine wichtige Aufgabe hat. Mit der positiven Einstellung, die die befragten Gottenheimer unter Beweis gestellt haben, dürfte dies allerdings kein Problem darstellen!

So erfreulich diese Ergebnisse auch sind, müssen sie als vorbereitender Schritt gewertet werden. Auf diese Weise erhobene Daten können und sollen nur einen Trend anzeigen, der durchaus noch interpretationsbedürftig ist und in den Gesamtzusammenhang der Gemeinde gestellt werden muss. Aus diesem Grund wird demnächst eine Zukunftswerkstatt unter der Beteiligung von Bürgermeister Kieber, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Verwaltung, engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie anderen wichtigen Akteuren stattfinden. Bei dieser Gelegenheit werden die in der Befragung festgestellten Handlungsfelder weiter diskutiert und Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung in diesem Zusammenhang durchdacht.

Gottenheim ist seit kurzem auch Mitglied des Gemeindenetzwerks, das Bürgerschaftliches Engagement explizit fördert, was der Gemeinde nun zugute kommen kann: Gottenheim hat die Möglichkeit einen so genannten kommunalen Entwicklungsbaustein zu beantragen, d.h. die Finanzmittel und/oder die Expert/innen, um eine Zukunftswerkstatt durchführen zu lassen. Die Finanzförderung kommt dabei vom baden-württembergischen Ministerium für Arbeit und Soziales. Das Gemeindenetzwerk hat mit seiner neuen Mitgliedsgemeinde einen Impulsgeber gefunden, der sich durch die Bürgerbefragung beispielhaft mit Motivation und Handlungsfeldern des Bürgerschaftlichen Engagements beschäftigt.

Zunächst freut sich Herr Kieber jedoch, dass sein Einsatz für Bürgerschaftliches Engagement in seiner Gemeinde so großen Widerhall findet: Ich bin sehr zuversichtlich und fühle mich bestätigt.

Quelle: Marianne Ambs


19. Nov. 2005: Auftaktveranstaltung: Bürgerschaftliches Engagement

Am Samstag, den 19. November 2005 war Bürgerversammlung in Gottenheim. Und viele Gottenheimer kamen...

Zunächst trug Bürgermeister Volker Kieber die aktuellen und geplanten Projekte und Maßnahmen im Ort vor (Steinacker-Berg, Sanierung Tunibergstraße, Umgestaltung des Rathauses, Hochwasserschutz etc.) Hr. Weßels vom Rechnungsamt berichtete dann über den Haushalt und die Jahresrechnung 2005.

BM Kieber präsentierte aktuelle Beispiele des Bürgerschaftlichen Engagements in Gottenheim mit Fotos.

Nach kurzer Pause trat Prof. Klie vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung der Evang. Fachhochschule Freiburg ans Rednerpult, um einen Vortrag über Bürgerschaftliches Engagement (BE) zu halten. Unterhaltsam und mit vielen aktuellen Bezügen stellte er die unterschiedlichsten Aspekte des BE vor:

Verteilt wurde der Fragebogen zum BE als PDF zum Download/Ausdruck sowie als Gemeindeblatt-Beilage.

Danach standen interessierte Bürger zusammen und diskutierten das Thema und die verschiedenen Anliegen...

Zusammen mit Prof. Klie waren vier BesucherInnen aus Bolivien aus der Stadt El Alto gekommen, um diese Art der Auftaktveranstaltung zum Bürgerschaftlichen Engagement und das Vorgehen in Gottenheim kennen zu lernen.

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Alle Bilder: Kurt Hartenbach

Vorwort des Bürgermeisters

Gemeinsam Gottenheim

Die Gemeinde Gottenheim ist ein historischer Weinort am Nordrand des Tunibergs vor den Toren Freiburgs gelegen. Im Jahr 1086 wurde Gottenheim erstmals urkundlich erwähnt. 220 Hektar Wald sowie 110 Hektar Reben prägen das Bild unserer Weinbaugemeinde. Mit ca. 2500 Einwohnern ist Gottenheim eine Gemeinde, die sich behutsam entwickelt. Die Nähe zum Oberzentrum Freiburg und die gute Verkehrsinfrastruktur mit S-Bahnanschluss nach Freiburg und in den Kaiserstuhl sowie der Anschluss an den Autobahnzubringer zur A5 Karlsruhe-Basel, sind gute Voraussetzungen für eine positive Entwicklung unserer Gemeinde. Die Bürgerinnen und Bürger sind sehr engagiert. Dies zeigt sich daran, dass es in Gottenheim über 25 Vereine gibt.

Um die Dorfentwicklung und auch die Versorgungssituation für die Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, wurden von der Verwaltungsspitze einige Projekte angedacht, die gemeinsam mit der Bevölkerung entwickelt und umgesetzt werden sollen.

Einkaufsmöglichkeiten im Ort, Tourismusförderung, Dorfverschönerung und Angebote für ältere Menschen sind wesentliche Bereiche, in denen aus der Sicht der Gemeindeverwaltung Handlungsbedarf besteht.

Um herauszufinden, wo die Einwohnerinnen und Einwohner Handlungsbedarf sehen und wo sie auch bereit wären mitzuwirken, wurde gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Klie vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg ein Fragebogen entwickelt. Die Ergebnisse der Fragebogenaktion sollen Grundlage für die künftige Arbeit der Verwaltung und des Gemeinderates sein. Die Handlungsfelder, die den Bürgerinnen und Bürgern wichtig sind, sollen vorrangig abgearbeitet werden.

Volker Kieber, Bürgermeister