Moorwanderung mit über 70 Interessierten

Keiner hätte es gedacht, dass sich so viele Interessierte einfinden, trotz Muttertag und der Länge der Führung von über 3 Stunden. Es hat sich dann auch für alle gelohnt. Der Experte Peter Lutz hat alle in seinen Bann gezogen mit einer wirklich guten Mischung aus Fachwissen, persönlicher Leidenschaft fürs Thema und praktischen Anschauungsbeispielen. Zunächst erläuterte Peter Lutz die Entstehung des Moors. Er zeigte den Teilnehmenden, dass zwischen Kaiserstuhl und Tuniberg eine Engstelle ist, durch die Grundwasser abfließen muss – so wie früher (während der Eiszeit) der sogenannte Ostrhein hier durchfloss. Dann vermoorten die Rinnen zwischen Wasenweiler und Gottenheim und bilden bis heute ein großes Niedermoorgebiet, in dem sich als Boden schwarzer Torf ablagerte. Torf entsteht, wenn im Wasser abgestorbene Pflanzenreste unter Sauerstoffausschluss nicht vollständig zersetzt werden.

Hier war Schluss mit der Theorie und Peter Lutz ging in Aktion: Er hatte einen großen Bohrstock dabei und konnte so eine Handvoll Torfboden an die Oberfläche holen. Wer wollte, durfte den nassen Tor anfassen. Obwohl es noch etwas Früh im Jahr war, konnte er auch einige typische Pflanzen zeigen: Mädesüß, Sumpf-Segge und Scharfer Hahnenfuß. Diese Niedermoorpflanzen sind einzigartig in der Region. Sie brauchen den durchfeuchteten Riedboden aus schwarzem Torf. Selbst im Sommer gibt es dort Feucht- oder Nasswiesen mit der entsprechenden Vegetation. Denn bis heute staut sich das Grund-Wasser im Ried. Ried bedeutet übrigens nichts weiter als „nasse Wiesen“. Auch für die Tierwelt ist das Ried ein wichtiger Rückzugsort. Denn in der dicht besiedelten und bewirtschafteten Region finden sie in den nur selten gemähten Wiesen einen ruhigen und geschützen Lebensraum. So ist hier sogar die echte Wildkatze schon mehrfach von Gottenheimern gesichtet und einmal sogar mit der Wildkamera aufgenommen worden.

Am Bahnübergang in der Nähe des Anglerweihers stellte Peter Lutz kurz die Straßenplanung der B31 vor, die genau durch das Ried führt. Im Zuge der Straßenplanungen, so berichtet Peter Lutz, wurde sehr viel ökologisch untersucht, so dass wir heute über sehr viel Informationen über die Natur entlang der Planungstrassen und im Ried verfügen. Dabei stellte sich heraus, dass manche Streckenabschnitte - wie z. B. das Ried - nach offiziellen Kriterin hoch schutzwürdig sind. Das Trogbauwerk der B31 unter der Eisenbahnstrecke hindurch ist genau dort geplant, wo der Moorkern liegt, so Peter Lutz. Dieser Straßenabschnitt würde eine tiefgreifende breite Rinne durch den Kern des Niedermoor schlagen. Dadurch würde das Moor nicht nur durch diese konkrete Baumassnahme (in deren Länge, Breite und vor allem großer Tiefe) den Moorboden vernichten. Die durch das Trogbauwerk geschlagene Rinne würde zusätzlich das Gebiet entwässern und dadurch weit über die eigentliche Trassenführung hinaus das Moor vom Grundwasser abschneiden und so zerstören.

Die Teilnehmenden stellten viele Fragen und diskutierten mehrfach über die Idee, wie man das Ried aus Naturschutzgründen wiedervernässen könnte, um den Torfschwund zu bekämpfen. Da das zu einem höheren Grundwasserstand in der weiten Gegend führen würde, müsste man da behutsam vorgehen und Lösungen für alle finden, denn verständlicherweise sind nicht alle Grundstückseigentümer*innen in der Gegend damit einverstanden. Das Moorschutzprogramm des Landes Baden-Württemberg sieht eine Vernässung durchaus als Möglichkeit vor. Alles in allem war es eine sehr intressante und abwechslungsreiche Exkursion, die ganz unterschiedliche Interessierte angezogen hat. Ca. 12 Personen kamen sogar für diese Führung gemeinsam von Freiburg nach Gottenheim geradelt. Unser großer Dank für diese gelungene Aktion gilt Peter Lutz vom Landesnaturschutzverband.
Text: BI B31-West Nein Danke

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Alle Bilder: Kurt Hartenbach